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Wirtschaftliche Chancen und Risiken aus langfristigen Stromabnahmeverträgen (PPA) sowie deren Bewertung

Stromabnahmeverträge (Power Purchase Agreements, PPA) haben in den letzten Jahren im Energiesektor zunehmend an Bedeutung gewonnen und verändern nicht nur die Art und Weise, wie Unternehmen Energie beschaffen, sondern auch ihre Bilanzierung und Berichterstattung. Darüber hinaus wird die Nachhaltigkeitsberichterstattung den Trend zu langfristigen PPAs weiter verstärken.

PPAs ermöglichen Unternehmen den Kauf von Energie über einen festen Zeitraum von bspw. 10 Jahren zu vorab vereinbarten Preisen. Dies trägt dazu bei, erneuerbare Energien zu fördern und die Abhängigkeit von konventionellen Energiequellen zu verringern.

Doch wie wirkt sich dies auf die finanzielle Berichterstattung aus?

Bei der Bilanzierung können PPAs komplexe Herausforderungen darstellen. Die langfristigen Verpflichtungen aus diesen Verträgen müssen sorgfältig überprüft werden.

Im Reporting können PPAs sowohl Chancen als auch Risiken darstellen. Transparente Berichterstattung über langfristige Verpflichtungen und gleichzeitig die Vorteile der Nutzung erneuerbarer Energien hervorzuheben sind von zentraler Bedeutung. Investoren und Stakeholder sind zunehmend daran interessiert, wie Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsziele erreichen und welche finanziellen Auswirkungen dies hat.

Daher sollten folgende Schritte beim Abschluss eines PPAs bedacht werden:

1) Inventur der Risiken aus dem PPA und deren Bewertung

Da PPA-Verträge langfristige Verpflichtungen darstellen, ist ein effektives Risikomanagement von entscheidender Bedeutung.

  • Vertragsabschluss: Bei Neuabschluss eines PPA empfiehlt sich eine frühzeitige Abstimmung über den bestehenden Stromlieferungsvertrag mit dem Energieversorgungsunternehmen, ggf. ist eine Einmalzahlung für frühzeitige Vertragsauflösung fällig.
  • Ausfallrisiko: Besteht ein Schadensersatzrisiko bei Stillstand der Anlagen und Ersatzbezug des Kunden zum EEG-Tarif?
  • Mengenrisiko:
    • Sind ggf. Mindestabnahmemengen im PPA vereinbart die zu Ausgleichszahlungen führen?
    • Führen ein verspäteter Strom-Lieferbeginn durch verzögerte Inbetriebnahme der Anlagen oder nicht erbrachte vereinbarte Mindestmengen zu einem Schadensersatzrisiko?

 

2) Auswirkungen und Bewertung der langfristigen Verträge

Zunächst ist zu unterscheiden, welche Art von PPA-Vertrag vorliegt bzw. abgeschlossen werden soll.

­► Physische PPAs (PPA)

Diese Verträge werden direkt zwischen dem Erzeuger und dem Abnehmer abgeschlossen, indem der Erzeuger den Strom direkt an den Abnehmer liefert, ohne dass der Strom in das öffentliche Netz eingespeist wird, womit die Netzkosten vermieden werden.

► Virtuelle PPAs (VPPA)

Hierbei erwirbt ein Unternehmen Energie von einem erneuerbaren Energieerzeuger, ohne physisch an denselben Standort gebunden zu sein. Obwohl der Käufer die Energie nicht physisch erhält, erhält er in der Regel Grünstrom-Zertifikate.


Physisch (PPA): Physische Lieferung von Strom zwischen Erzeuger und Abnehmer


Virtuell / Finanziell (VPPA): Keine physische Stromlieferung; lediglich preisliche Absicherung.

Bewertung und Bilanzierung von PPA-Verträgen
Für die Bilanzierung ist sorgfältig zu prüfen, ob der Vertrag als Finanzinstrument oder als Lieferverpflichtung zu betrachten ist.

VPPA versus PPA: Unterschiede in der Bilanzierung
Die Bilanzierung von Virtuellen PPAs (VPPA) unterscheidet sich wesentlich von der Bilanzierung von Physischen PPAs (PPA).

  • VPPA werden idR als Derivate betrachtet und unterliegen daher spezifischen Bewertungsregeln
  • PPA stellen langfristige Lieferverpflichtungen dar und werden idR. als schwebender Vertrag behandelt. Ergibt sich daraus zum Stichtag ein wirtschaftlicher Nachteil, ist ggf. eine Drohverlustrückstellung gemäß § 249 HGB zu bilden

Da die Ausgestaltungen von PPAs individuell sehr unterschiedlich sein können, lassen sich die meisten Bilanzierungsfragen nicht pauschal beantworten.
 

3) Fazit

Wir empfehlen bereits vor Abschluss eines PPA-Vertrags eine sorgfältige Analyse der Vertragsstrukturen und eine genaue Abwägung der bilanziellen Auswirkungen. Unternehmen sollten sich der unterschiedlichen Anforderungen für VPPA und PPA bewusst sein und sicherstellen, dass ihre Finanzberichterstattung transparent und konform ist. In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein im Fokus stehen, gewinnt die richtige Bilanzierung von PPA-Verträgen zunehmend an Bedeutung für Investoren und Stakeholder.

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